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FCSP Beachvolleyball: Sandiges Vergnügen

Max und Tim sind 15 Jahre alt und spielen Beachvolleyball im FC St.Pauli. Das machen sie extrem gut - besser als alle anderen in Hamburg. Am 23. Juni wurden die beiden Hamburger Beachvolleyballmeister der Altersklasse U17. Ein historischer Erfolg, denn die beiden sind die ersten Jugendmeister für den Kiezclub ever. Trainiert werden die beiden von Mischa Urbatzka, dem Deutschen Meister 2013, dem allerersten Titelträger des FCSP in dieser olympischen Sportart überhaupt. Schließt sich da ein Kreis? Nein, da öffnet sich ein Kreis, um anderen die Möglichkeit zum Mitmachen zu geben.


Für Max und Tim ist das Ergebnis in jedem Fall sandig. Sandkörner sind überall: Zwischen den Zehen, in den Haaren, die Beine sind komplett beschmiert und auch unterm schwarzen Pauli-Trikot stecken Körner. Egal. Hochspringen, sprinten, sich hinwerfen, um gleich danach wieder aufzustehen und abzuspringen. Beachvolleyball ist anstrengend – im Prinzip.


Im ersten Teil des Meisterschafts-Turniers werden Max und Tim jedoch kaum gefordert. Die beiden sind ballsicher, machen wenig Eigenfehler und knallen wuchtige Schmetterschläge in die Spielfeldhälfte des Gegners. Ohne Satzverlust werden die Beiden Gruppensieger und stehen im Halbfinale. Auch hier schaffen es die Pauli-Boys sich klar durchzusetzen und haben die Silbermedaille damit sicher. Reicht das? Nein.


Max und Tim wollen gewinnen, doch beide wissen, dass sie sich nun extra doll anstrengen müssen. Finalgegner sind Moritz und Malte – ebenfalls Jugendspieler des FC St. Pauli im roten Trikot und in der selben Trainingsgruppe von Mischa Urbatzka. Die Vier trainieren gemeinsam drei Mal pro Woche, die mögen sich, doch auf dem Spielfeld ist nur in wenigen Momenten Vertrautheit zu erkennen. Beide Teams wollen Gold. Der besondere Preis: Der Hamburger Meister darf an den Deutschen Meisterschaften Anfang August in Haltern teilnehmen.
Das Spiel beginnt - Max und Tim schlagen auf Malte auf. Malte kann dem schnell fliegenden Ball nicht rechtzeitig ausweichen, unkontrolliert prallt der Ball von seiner Schulter ab. 1:0 für Max und Tim. Ist der gewinnbringende Matchplan so simpel? Nächster Aufschlag - wieder auf Malte: schlechte Annahme. 2:0. Nach einigen Bällen hat Malte sich berappelt. 5:0-Führung für Max und Tim. Malte gelingt die nächste Annahme, Moritz spielt zu und der lange, schnelle Arm von Malte knallt den Ball in den Sand. Max und Tim sind ohne Abwehrchance.


Ein Finale auf Augenhöhe beginnt. Beim nächsten Aufschlag wechseln Max und Tim die Strategie: Aufschlag auf Moritz - Malte mit seinem schnellen, langen Arm soll möglichst nicht nochmal angreifen. Moritz nimmt sicher an, bekommt ein passables Zuspiel von Malte und platziert den Ball an Max haushohem Block vorbei im Feld. Max und Tim müssen bei jedem Ballwechsel Vollgas spielen. Moritz und Malte haben gute Ideen, wissen um die Schwachpunkte des Gegners, doch manchmal fehlt den Angriffen ein Hauch Perfektion. Die Netzkante und die Außenlinie scheinen Verbündete von Max und Tim zu sein. 21:14 endet der erste Satz, 21:12 der zweite.


Mit dem Aufschlag zum Matchball greift Max nochmal in die Technik-Trickkiste und spielt den Ball vermeintlich simpel in die Feldmitte, doch Wucht und Schnelligkeit überraschen Malte und Moritz. Sieg und Niederlage für den FC St. Pauli. Gold und Silber für Max, Moritz, Tim und Malte. Ein historischer Doppelerfolg für die erst seit wenigen Monaten bestehende Beachvolleyballabteilung des FCSP. „Wir sind mächtig stolz auf diesen Erfolg", sagt Abteilungsleiter Oliver Utermöhl. „Darin ist die ganze Bandbreite der Angebote unserer Abteilung zu erkennen: Training für Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder - Freizeitgestaltung und Wettkampfsport."
Erst im Februar wurde die Abteilung gegründet und hat im Mai die ersten Trainings angeboten. Mittlerweile sind 200 Beachvolleyballer*innen Mitglied der Abteilung, im Stadtpark in Winterhude und dem Inselpark auf Wilhelmsburg findet das Training statt und an fast jedem Wochenende gibt es Spielmöglichkeiten auf unterschiedlichen Niveaus, um sich und sein Spielvermögen auszuprobieren. Unverkrampft und freundlich.


„Für neugierige Jugendliche bieten wir jeden Mittwoch von 16.30 bis 18.00 Uhr ein Offenes Kinder- und Jugendtraining im Stadtpark an. Kostenlos. Einfach Hinkommen" wirbt Utermöhl. Ziel ist die Bekanntheit der Sportart in eigene Aktivität umzuwandeln. „Viele haben die Erfolge von Kira und Laura bei den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in Medien miterlebt. Wir wollen, dass die Sandstadt Hamburg aktiv wird und selbst Beachvolleyball spielt." Kann Beachvolleyball das neue Marathon-laufen werden?
Nach dem Endspiel hocken die vier Sieger zusammen auf den Holzbänken am Stadtparkzaun, während Landestrainer Tobias Rex die Medaillenzeremonie vorbereitet. Tobias hatte gute Nachrichten für die braun-weiße Meute: Trotz der Niederlage können Moritz und Malte an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Da Max und Tim mit ihren Familien bereits im Vorfeld Urlaub gebucht hatten, geht das Startrecht auf die Silberjungs über. Das Grinsen auf allen Gesichtern wird breiter. Ein perfekter Tag - fehlt nur noch Sonnenschein.


Am nächsten Tag gewinnen die U17-Helden auch Gold und Silber bei den Titelkämpfen der U16. Den Triumph der Sandpaulianer machen Justin Jezierski und Leonard Lindloff perfekt und werden Hamburger Meister U18. Triple-Gold und zweifache Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften.
Forza!

Informationen zu Trainingsangeboten und weiteren Aktivitäten unter
www.fcstpauli-beachvolleyball.de

Fotos: Peter Boehmer