Bislang gab es nur vereinzelt Kontakte zwischen Mitgliedern der AFM und den Fans des dänischen BK Frem. Ein Freundschaftsspiel Anfang Juli 2015 sollte dies nun ändern....
BK Frem selbst ist ein vergleichsweise kleiner Sportverein in einem Vorort von Kopenhagen, der, 1886 gegründet, nach zwei desaströsen Insolvenzen (die letzte 2010) mittlerweile seinen Weg in die zweite Fußball-Liga zurückerkämpft hat. Zu seinen Glanzzeiten, in den 1930er und 50/60er Jahren, gewann BK Frem sechsmal die Meisterschaft und zweimal den Pokal.
Der Verein hat eine kleine und treue Fanszene, deren aktivste Gruppen sich seit Jahren sehr aktiv gegen Diskriminierung und für soziale Belange engagieren. Und es gibt noch eine weitere Ähnlichkeit zur St Pauli Fanszene - einen namentlichen, wenngleich unbeabsichtigt: die größte Supportgruppe auf der Hintertortribüne nennt sich "Pauli's Rødder" (Pauli's Bande). Dies ist allerdings keinem Die-Hard St Pauli Fanblock bei BK Frem zu verdanken, sondern schlicht eine Huldigung an einen legendären Spieler des Vereins Pauli Jørgensen, welcher zwischen 1924 und 1942 in 297 Spielen 288 Tore für den Verein erzielte und das Team später auch noch mehrere Jahre als Trainer managte.
Vor dem Hintergrund der wiederholten Misswirtschaft bei BK Frem, haben sich die Fans zuletzt zudem vermehrt für mehr Mitbestimmung im Verein engagiert - ein Konzept, welches in Dänemark für die meisten Fans noch eher sprichwörtliches Neuland ist. Die Berufung eines Fanvertreters in den Vereinsvorstand im Frühjahr 2015 hat daher auch in ganz Fußball-Dänemark einiges Aufsehen erregt.
Um diese Entwicklung auf die nächste Stufe zu heben, sollte ein Freundschaftsspiel gegen einen Verein her, welcher den eigenen Fans vor Ort zeigen soll, was man als Verein durch flächendeckende Fanmitbestimmung erreichen kann. Und so wandten sich die BK Frem Fans an ihre Kontakte beim FC St Pauli und insbesondere in der Abteilung Fördernde Mitglieder, starteten eine Crowdfunding-Kampagne um das Spiel ohne finanzielles Risiko für den Verein zu finanzieren und stellten ein umfangreiches Rahmenprogramm für die anreisenden St Pauli-Fans auf die Beine, die sich Anfang Juli auf den Weg in den Valby Idrætspark machten. Das Stadion des BK Frem bietet Platz für 12000 Zuschauer_innen und hat eine große, überdachte Sitzplatztribüne.
Am frühen Morgen um 3.00Uhr bereits starteten Fanbusse, unter anderem organisiert vom 1910 Museum e.V. und USP. Zahlreiche andere Fans waren schon an den Tagen vorher gefahren, um gleich ein ganzes Wochenende oder länger in Kopenhagen zu bleiben.
So fanden sich am Ende mehr als 6000 Fans im Stadion ein, darunter etwa 800 St Pauli Fans, und genossen einen sonnigen Tag und ein Freundschaftsspiel, welches seinen Namen auch atmosphärisch wirklich verdient hatte. Dies zeigte sich nicht nur an den zahlreichen Wechselgesängen zwischen den Fanlagern während des Spiels (siehe Video).
Zuvor hatten die Fans beider Vereine gemeinsam solidarisch becherweise Nägel und Schrauben vom Platz geräumt und Hakenkreuzschmierereien vom Stadioneingang entfernt, welche Unbekannte offenbar nachts zuvor dort hinterlassen hatten. Auch ein versuchter Angriff von FC Kopenhagener Hooligans an der St Pauli Minibar, dem Treffpunkt der St Pauli Fans, lief ins Leere und konnte die gute Stimmung nicht trüben.
Das Spiel selbst? Die FCSP-Elf, die zunächst verschlafen startete und dann einen frühen Gegentreffer und ein Distanztor von der Mittellinie verkraften musste, konnte am Ende jedoch mit drei Toren aus der ersten Halbzeit (Maier (31.), Ziereis (34.), Thy (36.)) 2:3 gewinnen.
Für die BK Frem Fans war es wohl dennoch das erfolgreichste Freundschaftsspiel auf ihrem Weg zu einem mitgliedergeführten Verein. Uns war es gleichermaßen eine Freude! Wir freuen uns über viele neue und nette Kontakte und auf ein Wiedersehen!
Bilder vom Tag gibt es hier von USP.
Hier gibt es eine Linksammlung zur Berichterstattung vom Spiel von der BK Frem Webseite.
Foto: FCSP