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Artikelbild Migrants Welcome Day von USP Antirazzista beim Heimspiel gegen FSV Frankfurt

Migrants Welcome Day von USP Antirazzista beim Heimspiel gegen FSV Frankfurt

Morgens um sieben Uhr ging der Tag für fünf Mitglieder von USP Antirazzista am Millerntor los. Zunächst mussten die zahlreichen Kleider- und Sachspenden in den Bus verladen werden. Zwei Personen machten sich dann auf den Weg, um fünfzig Geflüchtete aus dem Lager in Horst abzuholen, während die anderen mit einem Umweg an einer Bäckerei vorbei die Roten Flora ansteuerten, um ihrerseits das Frühstück vorzubereiten. Hierzu gesellten sich angesichts der dreistelligen Anzahl an Brötchen glücklicherweise noch weitere Personen, so dass das Brötchenschmieren recht locker bewerkstelligt werden konnte. Gleichzeitig wurden im Bus die Infoflyer für den Tag auf den Sitzen verteilt. Mit diesen Flyer sollten die Geflüchteten nicht nur im Namen des FC Sankt Pauli herzlich begrüßt und willkommen geheißen werden, sondern sie klärten auch in sechs Sprachen über den Ablauf des Tages - also die wichtigsten Zeiten und Orte - auf.

 

Am Lager angekommen musste noch ein knappe halbe Stunde überbrückt werden, da das Lager am Wochenende erst um 9h geöffnet wird, d.h. dass die Geflüchteten bis dann dort eingeschlossen sind wie in einem Gefängnis. Aufgrund der exzellenten Vorbereitung unserer Kontaktpersonen gestaltete sich das Zusteigen in den Bus absolut reibungslos und wir konnten die drei Plätze, die spontan abgesagt worden waren, zügig nach besetzen. Mit exakt fünfzig Menschen startete die Fahrt um kurz nach neun in der mecklenburgvorpommerschen Provinz in Richtung Hamburg Sankt Pauli. Die Begrüßung auf englisch war ausreichend, da die meisten der Mitreisenden englisch sprachen und in kleinen Gruppen noch auf arabisch übersetzten, wobei es zudem noch die Flyer gab. Unser Dolmetscher für Farsi, der die Fahrt begleitete, konnte sich also auf persönliche Gespräche konzentrieren. Auf der A25 wurden dann noch FC Sankt Pauli Pullover verteilt, die uns in rauen Mengen von unserem Merchandiseunternehmen gespendet worden waren, weil sie als B-Ware gekennzeichnet worden waren. Aufgrund der großen Menge konnten alle Menschen mit einem passenden Pullover versorgt werden, wobei die allermeisten diese direkt überzogen. Hieraus ergab sich ein ziemlich geschlossenes Bild, was im weiteren Verlauf des Tages noch von einigen Personen noch positiv wahrgenommen wurde. Letztlich triggerten die Pullover die Stimmung und die ersten selbstgedichteten Gesänge hallten durch das Reisegefährt.

 

Aufgrund der entspannten Verkehrssituation kamen wir früh an der Roten Flora an, wo wir von den restlichen AG-Mitgliedern und einigen Leuten von Dörte Becker in Empfang genommen wurden. Das Frühstücksangebot wurde sehr gut angenommen, so dass wir uns frisch gestärkt als geschlossene Gruppe auf den Weg zum Stadion machen konnten. Zu viert begleiteten wir die fünfzig Menschen auf Horst in die Gegengerade, während der Rest von USP Antirazzista sich um die Geflüchteten kümmerten, die über unser reguläres Kartenkontingent mit uns in die Südkurve gingen. Die Blockfahne zu Beginn des Spiels entfachte eine ausgelassene Stimmung unter den Geflüchteten. Als Höhepunkt kann sicherlich der Führungstreffer unserer Elf bezeichnet werden, der viele der Mitgereisten völlig zum ausrasten brachten. Es war in jedem Fall schön zu sehen wie Menschen, die gezeichnet von ihrer Flucht in diesem Moment einfach nur ausgelassen das Tor feierten. Selbst der Ausgleichstreffer tat der Stimmung keinen Abbruch, zu faszinierend scheint das Gesamterlebnis Millerntor für die Meisten gewesen zu sein.

 

Nach Abpfiff ging es wieder zurück in die Rote Flora, wo noch eine warme Mahlzeit eingenommen wurde bevor der Nachmittag bei interessanten Gesprächen und Tanz ausklang. Um 18h hieß es dann leider wieder Abschied nehmen, da der Bus vorfuhr um die Menschen zurück in das isolierte Lager in Horst zu bringen. Die Rückfahrt wurde wieder von Mitgliedern der AG begleitet und gestaltete sich dem Vernehmen nach noch sehr ausgelassen. Auch die morgens eingeladenen Spenden wurden abschließend verteilt, sodass den Menschen auch materiell wieder geholfen werden konnte. Insgesamt war es – auch wenn Eigenlob bekanntlich in der Regel stinkt – also wieder eine absolut gelungenen Aktion ohne Pannen, die fünfzig Menschen nicht nur einen angenehmen und ereignisreichen Tag beschert, sondern ihnen auch ein Gefühl des Willkommenseins in einer mittlerweile zumindest gefühlt mehrheitlich feindlich gesonnen Gesellschaft vermitteln konnte. Dank geht an alle helfenden Hände von USP und Dörte Becker raus, sowie an das Präsidium, das uns völlig unkompliziert die fünfzig Karten für die Gegengerade gesponsert hat und natürlich die AfM für die finanzielle Unterstützung.

 

 

USP Antirazzista